Der Schnürleib, bzw. das Rokoko-Korsett ist in der Regel ein Halbbrust-Korsett und formt in erster Linie den Oberkörper und weniger die Taille.
Er hat dementsprechend seine Auswirkung auf den weiblichen Brustbereich, indem hier das Dekoltee angehoben und flach gehalten wird.
In der technischen Ausführung des Schnürleibes werden unter dem historischen Blickwinkel zwei Ausführungen genannt, wobei die unterschiedlichen Characteristika hier in der Anzahl der Stangen zu sehen sind. Insofern wurde und wird zwischen dem vollsteifen (fully-boned oder balleiné*) und halbsteifen (half-boned oder demi-balleiné) Schnürleib unterschieden.
Die Abbildungen zeigen ein vollsteifes, aufwändig gearbeitetes Rokoko-Korsett aus Goldbrokat, das ein originalgetreues Replikat der oben gezeigten historischen Vorlage ist.
Das Original beeinhaltet ca. 200 Stck. Fischbeinstäbe unterschiedlicher Längen in 2mm Breite und 0,8 mm Dicke. Diese sind durch dünne - der Fischbeincharakteristik, hinsichtlich Gewicht, Flexibilität und Rücksprungvermögen entsprechend - angepasste Federstahlstäbe in äquivalenter Anzahl und sowie den entsprechenden Längen ersetzt worden.
Zur Vermeidung von Druckpunkten laufen die Stäbe - wie in der Darstellung ersichtlich - in die "Zaddeln" hinein, was wirksam ein Wundscheuern in der Taille verhindert. Um ein Durchstechen der Federn, bzw. der Fischbeinstäbe, in den "Zaddeln" zu verhindern, sind diese - auch im Original - mit Wildleder unterlegt und umsäumt.
Wie im Original sind die Löcher der Schnürösen, sowie die Löcher für die vordere Verzierung von Hand umstickt und hinten gegeneinander versetzt. Das Versetzen der Schnürösen im Rücken entspricht der damaligen Schnürtechnik und nur diese ist historisch korrekt.
Mit Änderungen im Detail ist der Schnürleib auch heute noch, oder bereits wieder für hochoffizielle Anlässe kombinierbar und findet insofern gerade auch als Hochzeitskorsett häufig wieder Verwendung
*balleine: = baleen: =Fischbein